Rammstein Artikel

28.05.2019 Rammstein

Veltins Arena, Gelsenkirchen (Deutschland)

(Sony Xperia XZ1 Compact)

Zehn Jahre war es mittlerweile her, das das letzte Album von Rammstein erschienen war. Bereits damals war der Trubel groß, allerdings erst nach Erscheinen, als das Album von der Zensur bedroht wurde. Nach dem ersten KZ-Teaser war nun der Aufschrei bereits im Vorfeld groß und das Interesse am neuen Album kaum zu überbieten.
Schlicht und ergreifend „Rammstein“ benannt bildete es die Grundlage für die neue Tournee die für die Band ein Premiere darstellte. Zum ersten Mal in ihrer mittlerweile 25-jährigen Geschichte werden sie auf eine Stadiontournee gehen, deren Tickets binnen 4 Stunden trotz Zusatzterminen restlos ausverkauft waren. Den Auftakt bildete hierbei die Veltins Arena in Gelsenkirchen in die an zwei Abenden jeweils 55.000 Zuschauer pilgerten. Trotz langer Schlangen überall ging es doch relativ zügig und geordnet in die Arena wo einen eine gigantische Bühne erwartete. Man fühlte sich etwas an Fritz Langs Metropolis erinnert, denn im Zentrum stand ein gigantischer Turm mit einer verfahrbaren Leinwand, umrahmt von Stahlkonstruktionen mit unzähligen Lampen im Industriedesign. Waren bisherige Rammstein Bühnen schon riesig ist diese gigantisch, wow! Zunächst einmal hieß es aber warten.
Um kurz vor 19:00 betrat Schalke 04 Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann die kleine Seitenbühne mitten in der Menschenmenge um die Weltpremiere des neuen Videos zum Titel „Ausländer“ anzukündigen. Das Video startete weltweit um 19:00 und wurde zweimal auf dem Videowürfel hintereinander gezeigt. Nun waren es nur noch wenige Minuten bis punkt 19:30 das französische Damen-Duo Jatekok die Seitenbühne betrat um das Album „Klavier“ auf zwei Pianos zum Besten zu geben. Trotz mehrfacher Anfeuereung von Adélaide Panaget und Nairi Badal und allem Bemühen zum trotz wollte der Funke nicht wirklich überspringen und die Vorband wurde eher als lästiges Übel ignoriert. Nach knapp 45 Minuten Rammstein in Piano-Version gab es dann höflichen Applaus als die zwei Damen sich von der Bühne verabschiedeten.
Mittlerweile hatte sich das Stadiondach geöffnet und glücklicherweise blieb es das Konzert bis auf wenige Tropfen Regens trocken (tagsüber hatte es noch mehrere Wolkenbrüche mit Gewittern gegeben). Dies war auch zwingend nötig denn schnell verstand man warum. Um 20:30 kündigten Fanfaren vom Band dann endlich den Mainact des Abends an: Rammstein. Mit einer gewaltigen Explosion und zu den Klängen von „Was Ich Liebe“ vom neuen Album betraten nach und nach die Protagonisten die Bühne, genau in der Reihenfolge des Einsetzens ins Lied. Zunächst Schlagzeuger Christoph Schneider, dann Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz und Gitarrist Richard Kruspe, Rhythmus-Gitarrist Paul Landers und zum Abschluss Sänger Till Lindemann. Die Deutschland-Farben schwarz-rot-gold dominierten die Kleidung der Künstler, so waren Schneider und Kruspe in schwarz rot gekleidet, Flake trug einen mit goldenen Metallplatten besetzten stark reflektierenden Anzug, Landers ein rotes metallisches Outfit mit rötlich metallisch glänzender Gesichtsbemalung und Lindemann einen goldenen Mantel mit einer goldenen Uniform darunter und zusätzlich golden bemaltem Gesicht.
Die Setlist war bunt durchmischt, jedoch dominierte natürlich das aktuelle Album. Nach dem Opener vom neuen Album der von schwarzem Rauch begleitet wurde (nun wusste man auch, warum das Dach auf war) gab es einen Klassiker mit „Links 2-3-4“ nur um dann direkt wieder mit „Sex“ und „Tattoo“ beim neuen Album zu landen. Die Pyros und Showeffekte halten sich derweil noch zurück so dass die Ankündigung „Weniger Pyro, mehr Musik“ wirklich umgesetzt wurde. Bei „Mein Herz Brennt“, welches nicht in der Piano-Version der letzten Tour, sondern im klassischen Metal-Kostüm daher kam gab es nur das übliche „brennende Herz“ des Herrn Lindemann und eine unglaublich laut singende und feiernde Menge. Der erste echte Rammstein-Moment kam dann bei „Puppe“ auf, als Lindemann mit einem gigantischen Kinderwagen mit Baby darin die Bühne betrat, der dann passend zum wahnsinnigen Refrain zu brennen begann. Unterstützt wurde die sehr eindrucksvolle Nummer von Tills krankem Keifen wenn er schreit „Und dann reiß ich der Puppe den Kopf ab!“ begleitet von einem schreienden Baby hinten auf der Leinwand. Als es zur ersten ausgekoppelten Single des aktuellen Albums „Deutschland“ kam verließen zunächst alle die Bühne. Nur Kruspe kam mit Sonnenbrille und weißem Plüschpelzmantel auf die Bühne und begann auf dem Fahrstuhlpodest im Turm mit der Remix Version von „Deutschland“. Hierzu kamen nach kurzer Zeit alle anderen Musiker außer Sänger Lindemann in Overalls mit LEDs zurück auf die Bühne. Durch die LEDs wirkten sie wie Strichmännchen und führten einen Tanz auf, der optisch richtig gut rüberkam und die ganze Nummer zu einer großen Reminiszenz an die Düsseldorfer Elektro-Größe Kraftwerk machte. Nahtlos ging es dann in die Gitarren-Form von „Deutschland“ über.
Bei „Mein Teil“ gab es zunächst die gewohnte Schlachter/Kochtopf Performance von Flake und Lindemann, jedoch passend zur große Bühne eine Neuerung. Neben den gewohnten Flammenwerfern kam am Ende ein an eine Flak erinnernde Kanone auf die Bühne gerollt und Flake wurde komplett in eine Stahlkochermontur gesteckt. Was nun folgte war wirklich beeindruckend, denn Flake wurde von der Kanone in einen riesigen Feuerball gehüllt. Hut ab! Ganz großes Kino! Ebenso wurde bei „Sonne“ die von Lindemanns abgeschossenem Pfeil ausgelöste Pyro-Antwort noch mal eine Nummer größer gemacht was ebenfalls sehr imposant war. Am Ende der kraftvollen Ballade „Ohne Dich“ verließ die Band zum ersten Mal die Bühne um dann für die Zugabe mit der Vorgruppe Jatekok auf der Nebenbühne zu erscheinen und nur durch die beiden Pianos begleitet eine akustische „Engel“ Version zum Besten zu geben. Den Weg zur Hauptbühne zurück bestritten die meisten mit Gummibooten, welche über die Menschenmenge fuhren. Dort wurden noch mehrere Songs gespielt, bis mit „Pussy“ die erste Zugabe beendet wurde. Für dieses Lied wurde auch noch einmal die übliche Schaumkanone vergrößert um dem Stadion entsprechend die Menschen direkt in einem Abwasch teeren und federn zu können, sprich erst mit Schaum und dann mit dünnen Papierschnipseln zu beschießen. Den krönenden Abschluss gab es dann mit „Rammstein“. Till hatte ein Gestell auf dem Rücken aus dem Pfau-artig ein Feuerrad herausstieß, zusätzlich wurden auf der Bühne so riesige Flammen gezündet, dass man in den ersten Reihen wirklich schon eine heftigste Hitzewelle spürte, die ich in dieser Intensität noch nie auf einem Konzert gespürt habe. Schlicht und ergreifend: Wahnsinn! Nachdem die Band sich kniend beim Publikum für den tollen Abend bedankt hatte, fuhren sie mit dem Fahrstuhl zur Spitze des Turms um dort mit einer heftigen Detonation zu verschwinden.
Dies war mein mittlerweile 5. Rammstein Konzert, aber das hatte alle anderen um Längen geschlagen. Obgleich ich sagen muss, dass mir das neue Album noch nicht in Gänze zusagt und auch das Publikum reagierte deutlich verhaltener bei den Songs von diesem. Dafür bebte die Arena bei den älteren Krachern wie „Sehnsucht“, „Sonne“ oder auch schon ewig nicht mehr live gespielte Perlen wie „Heirate Mich“ (2001) oder „Rammstein“ (2005). Das Motto, das im Vorfeld immer wieder durch die Gegend geisterte „Mehr Musik, weniger Pyro“ traf schon zu, denn insgesamt wurde bei deutlich weniger Liedern Pyro gezündet als sonst, dafür dann entweder zurückhaltender wie bei „Mein Herz Brennt“ oder deutlich opulenter wie bei „Rammstein“. Auch wurde musikalisch immer wieder mal etwas variiert indem nicht nur wie früher üblich der Song akkurat runtergespielt, sondern noch kleine dezente Schnörkel und Verzierungen eingebaut wurden. Zusammenfassend kann man nur sagen: Einfach unglaublich, was Rammstein da abgeliefert hat und das in jedweder Hinsicht. Egal ob es die Bühne, die Songs oder die Spezialeffekte waren. Zusätzlich kam dann auch noch die Spieldauer hinzu, denn Rammstein spielte nicht weniger als 2:15. Wer die Möglichkeit hat via Fansale noch eine Karte für eines der ausstehenden Konzerte zu ergattern kann sich glücklich schätzen. Und sollte das nicht klappen: Die aktuelle Tour ist für drei Jahre geplant und nach dem ersten Durchgang in Europa werden sie garantiert nach einiger Zeit für weitere Konzerte zurückkommen.
Da ich bei den Sicherheitskontrollen keinen Stress haben wollte und das Risiko einzugehen die Kamera nicht mit hineinzubekommen habe ich dieses mal ausnahmsweise darauf verzichtet und Bilder nur mit meinem Handy gemacht. Von daher bitte ich die ungewohnt schlechte Bildqualität zu entschuldigen, aber mehr ist da leider nicht drin gewesen.

Setlist:

  • Was Ich Liebe
  • Links 2-3-4
  • Sex
  • Tattoo
  • Sehnsucht
  • Zeig Dich
  • Mein Herz Brennt
  • Puppe
  • Heirate Mich
  • Diamant
  • Deutschland (Remix von Richard Kruspe)
  • Deutschland
  • Radio
  • Mein Teil
  • Du Hast
  • Sonne
  • Ohne Dich

Encore:

  • Engel (mit Jatekok auf Seitenbühne als Akkustik-Version)
  • Ausländer
  • Du Riechst So Gut
  • Pussy

Encore 2:

  • Rammstein
  • Ich Will

 

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