01.06.2012 Delain

Atak, Enschede (Niederlande)

(Pentax K-5 mit Tamron SP AF 17-50mm 2.8 XR Di II LD Asp IF und Sigma AF 50-150mm 2.8 EX DC APO HSM II)

Am Vortag hatte die niederländische Band Delain endlich nach langen Querelen ihr neues Album veröffentlicht und nun wartete eine nicht gerade kleine Anzahl an Menschen im Atak Enschede darauf diese Lieder auch hören zu können. Leider war der Saal nicht ausverkauft, das tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch. Diese wurde allerdings durch einen Vorfall direkt zu Beginn der Show begünstigt, die den Künstlern wohl die Schweißtropfen auf die Stirn gebracht hatte. Im Anschluß an das Intro betraten zunächst Schlagzeuger Sander Zoer, Keyboarder Martijn Westerholt, Bassist Otto Schimmelpenninck van der Oije und Gitarrist Bas Maas die Bühne. Bas Maas ist eigentlich der Gitarrist von Doro, ersetzt den Stammgitarristen Timo Somers jedoch bei einigen Auftritten der Tour, da dieser noch in anderen Projekten unterwegs ist. Kurz darauf stürmt Charlotte Wessels auf die Bühne und legt mit dem ersten Stück aus dem neuen Album "Mother Machine" los. Doch bereits nach den ersten paar Takten ist von Gitarre und Keyboard nichts mehr zu hören. Auch hektisches korrigieren an den Kabeln während der Nummer nützt nichts und so winkt Martijn irgendwann ab und unterbricht den Song. Sofort beginnen die Techniker mit der Fehlersuche, während Charlotte, Sander und Otto zunächst nur tatenlos zuschauen und mit den Achseln zucken konnten. Charlotte äußerte die Hoffnung, dass es hoffentlich möglichst schnell weitergeht und man die Technik in den Griff bekommen würde, als einige aus dem Publikum riefen: "Sonst macht doch akkustisch weiter!". Daraufhin legten Bassist Otto und Drummer Sander breit grinsend erst einmal ein paar Improvisationen hin, bevor nach kurzer Zeit Bas mit einer wieder einsatzbereiten Gitarre dazustieß. Höhepunkt der kurzen Jam-Session war dann, als Otto auf einmal "Seven Nation Army" der White Stripes intonierte, Charlotte mit einsetzte und das ganze Publikum lauthals mitsang. Von da an waren alle wirklich auf Betriebstemperatur und Charlotte stellte erheitert fest, dass so etwas ab jetzt zum festen Bestandteil eines Delain Konzertes gehören sollte.
Wenig später war auch Martijns Keyboards endlich zu hören und so konnte es dann wirklich mit dem Konzert losgehen. Vorwiegend gab es natürlich Songs vom neuen Album wie dem namensgebenden "We Are The Others", "Virtue And Vice" oder "Babylon". Aber auch die beiden ersten Alben kamen nicht zu kurz, wobei Bassist Otto dann die Parts von Gastsänger Marco Hietala bei "Sever", und "Control The Storm" übernahm. Die Zusammenstellung war sehr gut gewählt und wirklich alle im Publikum machten ohne Pause mit. Besonders beeindruckend war ein kleines Mädchen, welches total begeistert mehrfach vorne an der Bühne auftauchte. Charlotte zeigte sich davon sichtlich beeindruckt: "Also ich war nicht so jung, als ich auf meinem ersten Konzert war!". Außer beim ruhigen "See Me In Shadow" ging es eigentlich permanent rund auf der Bühne und so kam dann mit "Not Enough" irgendwann der letzte Song des regulären Programms. Aber Charlotte sicherte nach den lauten Unmutsbekundungen des Publikums zu, dass sie, ganz dem Titel folgend, sicherlich noch nicht genug von Delain zu sehen bekommen hätten.
So standen alle dann auch sehr schnell wieder auf der Bühne um noch einmal den Opener "Mother Machine", diesmal aber ohne Probleme und in voller Länge zu bringen. Abgerundet wurde der Abend mit dem letzten Lied "The Gathering". Band und Publikum waren nach etwa 105 Minuten Konzert vollauf zufrieden und so ging es dann für viele zunächst an den Merchendising Stand um sich dort direkt die am Vortag erschienene CD zu sichern. Für mich ist Delain live eine wirklich faszinierende Band, die sich mit jedem Konzert welches ich gesehen habe gesteigert hat. Waren die ersten zwei noch sehr dürftig und hatten mich kurz davor nie wieder Delain live sehen zu wollen, so kam der Umschwung mit dem tollen Auftritt in Wacken und der heutige Abend hat diesen noch einmal deutlich überboten. Zum einen hat Charlotte stimmlich in den letzten Jahren deutlich zugelegt und auch die gesamte Art und Weise wie die Shows ablaufen ist deutlich besser geworden. Dabei war es eine wirklich schlichte Show ohne Pyro- oder sonstiger Special-Effekte (OK, die zweimaligen Gasfontänen lasse ich mal außen vor). An diesem Abend stand wirklich die Musik im Vordergrund was bei vielen Bands nicht immer der Fall ist. Es lohnt sich also wirklich diese Band einmal live anzuschauen. Für mich bietet sich diese Gelegenheit dieses Jahr noch zwei Mal. Zum einen werden sie wieder auf dem Wacken Open Air auftreten (allerdings weiß ich noch nicht, ob ich sie zeitlich da sehen kann) und zum anderen werden sie im Oktober auf dem belgischen Metal Female Voices Fest X zu Gast sein, wo ich sie mir in jedem Fall anschauen werde. Ich bin jetzt schon gespannt, ob sie das hohe Niveau dieses Abends halten können.