Kurzentschlossen bin ich dann doch auf der Club Stage geblieben, obwohl mir ASP auch auf jeden Fall noch ansehen wollte. London After Midnight mussten ihren Auftritt im letzten Jahr kurzfristig absagen und durften ihn nun nachholen. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen, als auch direkt die Videowände im Hintergrund mit Werbung für das neue Album bespielt wurde und das ganze dann nahtlos in den ersten Song „Hot Stuff“ überging.
Nachdem bislang der Tag ausschließlich auf der Main Stage stattgefunden hatte und von Gitarrensounds geprägt war ging es nun zum ersten Mal auf die kleinere Club Stage um dort den harten elektronischen Klängen von Suicide Commando zu lauschen. Der Belgier ist umringt von seiner Live-Verstärkung und bellt seine Songs mit der typischen Dalek-Stimme dem Publikum entgegen.
Nach Hämatom gab es eine kurze Essenpause um gestärkt in den zweiten Teil des Tages zu gehen. Dieser sollte mit Saltatio Mortis beginnen, die in diesem Jahr ihr neues Album „Finsterwacht“ herausgebracht haben. Von diesem gab es dann auch als Opener den gleichnamigen Titeltrack. Die Hitze des Tages legte sich langsam etwas, aber um nicht abzukühlen drehten die Jungs umso mehr auf. Von Anfang an hatten sie das Publikum voll im Griff und es herrschte eine ausgelassene Stimmung auf und vor der Bühne.
Die zweite Band, auf die ich mit Spannung gewartet hatte. Leider war Bassist Peter „West“ Haag im Jahr 2023 nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Die Band hatte ihm zunächst mit dem West Fest gedacht und 2024 dann bekannt gegeben, dass sowohl sein Name West als auch sein Instrument Bass nicht neu besetzt werden würden. Stattdessen wurde eine neue Gitarristin Annika „Rose“ Jaschke als Verstärkung der Band präsentiert. Doch bevor sie ihren Auftritt starten konnten, ging zunächst einiges schief.
Drei Jahre ist es mittlerweile her, dass Oomph! und Dero Goi getrennte Wege gingen. Nachdem Andreas Crap und Robert Flux zunächst allein weiter komponierten stieß nach einiger Zeit Der Schulz als neuer Sänger hinzu. 2023 erschien dann das erste Album in der neuen Konstellation „Richter Und Henker“. Aus diesem gab es als Opener „Soll Das Liebe Sein?“ und die Band betrat in Pelzmänteln gekleidet die Bühne. Mutig, denn die Sonne brannte und es war drückend heiß.
Während des Auftritts von Schwarzer Engel stand Alexx Wesselsky neben mir und schaute sich die Show an. Dabei war es gut zu sehen, dass er sich von seinem Eingriff nach einem Darmdurchbruch Anfang Juni wieder erholt hatte. Die Herren Wesselsky spielen normalerweise alte oder wenig gespielte Songs von Megaherz und Eisbrecher gepaart auch mit Cover-Versionen. Heute sollten alte Megaherz Klassiker auf dem Programm stehen.
Freitagmittag als einer der ersten Künstler der 2024er Ausgabe vom M’era Luna Festival darf Dave Jason alias Schwarzer Engel die nicht gerade kleine Menge vor der Main Stage begeistern. Ich habe dieses Projekt schon ein paar Jahre verfolgt und auch einige Alben. Also war es nun Zeit sich endlich live von den Fähigkeiten des Sängers zu überzeugen.
Sehr spontan hatte die beste Band der Welt Mitte August angekündigt auf die „Herbst Ihres Lebens“ Tour durch kleinere Locations der Republik zu gehen. Zwei Wochen später begann sie dann auch schon und ich konnte Karten für das Abschlusskonzert am 14.10.2023 in der Turbinenhalle in Oberhausen ergattern. Wie zu erwarten waren alle Tickets in Windeseile vergriffen und der Termin ausverkauft. Glücklicherweise wurden nicht so viele Karten wie bei meinem letzten Konzert in der Location verkauft, da man sich bei Saltatio Mortis damals kaum bewegen konnte. Das war dann an diesem Abend schon deutlich luftiger und angenehmer. Wie so oft, so traten die Ärzte auch an dieses Mal ohne Vorband auf, was man aber bei den üblichen Längen ihrer Sets auch problemlos verschmerzen kann.
Um 20:45 war es endlich soweit und Heaven Shall Burn betrat zu den Klängen des Intros "Awoken" vom 2008 erschienenen Album "Iconoclast (Part I: The Final Resistance) die Bühne. Als dieses vorüber war ging es nahtlos in "Endzeit" über und schon mit den ersten Worten setzte sich die Menge vor der Bühne direkt in Bewegung. Bereits im Winter waren sie mit Trivium durch die großen Hallen getourt und jetzt wurde die Summer Battles Tour 2023 in kleineren Locations fortgesetzt. Dadurch gab es zwar keine große Bühnenshow mit Feuer und dem üblichen Brimborium, aber das braucht es auch gar nicht. Die Band allein brachte schon so viel Energie rüber, dass es im Publikum eh kein halten gab und in so kleinen Locations, wo man ganz nah dran ist am Geschehen, ist das Konzerterlebnis ohnehin viel intensiver.
Die Sonne strahlte noch immer vom Himmel und so tat es auch die Jacke von Matt Heafy. Nachdem das Intro „X“ vom Album „In The Court Of The Dragon“ verklungen war donnerte auch direkt der gleichnamige Titelsong von der Bühne. Die Backdrops und Verkleidungen waren ebenso farbenfroh wie der Frontmann und der machte auch sofort klar, dass er heute Abend richtig Bock hatte. Die Zunge wurde immer wieder bis zum Anschlag herausgestreckt und ständig von einem Ende der Bühne zum anderen gewirbelt.
